Worum geht es?
Hattest Du schon mal einen Hund?
Falls Du ihn einmal erzogen hast, dann weißt Du, Du musst der
Rudelführer werden, sonst gehorcht Dir Dein Hund nicht. Du bist
der Chef, nicht der Hund.
Mit Deinem Verstand ist es
ähnlich. Den meisten Menschen tanzt ihr eigener Verstand auf der
Nase herum oder sie sind ein Opfer ihres eigenen Verstands
geworden. Sie beklagen sich dann: "Ich habe immer nur negative
Gedanken" oder "In meinem Kopf spielt sich nur Drama ab" usw. Bei
der kleinsten Kleinigkeit geraten sie aus der
Fassung.
Was ist eigentlich der Verstand?
Richtig gesehen gibt es so etwas wie einen Verstand gar nicht. Es
gibt nur Gedanken und das nennen wir dann Verstand. Das bedeutet,
wenn Dein Verstand über Dich bestimmt, bist Du ein Opfer Deiner
Gedanken geworden. Dann versuchst Du, mit Nachdenken die Gedanken
in den Griff zu bekommen. Das funktioniert natürlich nicht, denn
es macht keinen Sinn mit Gedanken über Gedanken nachzudenken
oder mit Gedanken Gedanken kontrollieren zu wollen.
Wenn Du lernst, was Gedanken sind,
wie sie entstehen und dass Du etwas ganz anderes bist als das,
was Du von Dir denkst, dann wird es Dir auch gelingen, wieder
Herr der Gedanken zu werden.
Wenn man Gedanken nicht mit
Gedanken ändern kann, dann muss man sie von woanders aus
ändern. Dazu musst Du ein bisschen in Deine Tiefe kommen. Sich
über sich selbst bewusst zu werden, bedeutet also auch, zu
erkennen, dass man aus weit mehr besteht als aus Körper,
Gedanken und Gefühlen.
Am Anfang steht das Stillsein.
Sobald Du mit Gedanken die Dinge in Bewegung bringst, scheint
alles in Bewegung zu sein und in Dir entsteht der Drang,
eingreifen zu wollen, die Bewegung anzuhalten oder bestimmen oder
ändern zu wollen. Du folgst den Gedanken, lässt Dich von ihnen
wegziehen in die ausgedachte Vergangenheit oder die phantasierte
Zukunft. Stillsein bedeutet, der Bewegung nicht mehr zu folgen
und langsam ins Hier und Jetzt zu kommen. Das will das Ich nicht,
es rennt immer den Gedanken nach. Du bist selten hier, Du bist
immer dort, wohin sich die Aufmerksamkeit richtet. Denkst Du
über Deinen Nachbarn nach, dann bist Du nicht hier, sondern bei
Deinem Nachbarn. Denkst Du über die Vergangenheit nach, dann
bist Du nicht hier, sondern in der Vergangenheit. Denkst Du über
die Zukunft nach, dann bist Du nicht hier, sondern in einer
Phantasie.
Alle spirituellen Lehrer sagen, die
Lösung, hier zu sein und in den Augenblick zu kommen, bedeutet,
dass Du die Vergangenheit beendest und aufhörst, in die Zukunft
zu denken. Wenn Du das schaffen würdest, wäre Deine Angst schon
so gut wie vorbei, denn im Jetzt gibt es keine Angst. Die meisten
Menschen sind es aber derart gewohnt, immer in die Vergangenheit
und Zukunft zu denken, dass sie das gar nicht können. Man muss
das üben mit bestimmten "Techniken". Es geht dabei nicht darum,
etwas zu machen, sondern das Machen
aufzuhören.
Aber auch das Hier-und-Jetzt-Sein ist noch
nicht die endgültige Lösung für die Angst. Wem es
gelingt, in diesen Moment zu kommen, wird nach und nach
realisieren, dass dieser Moment sehr, sehr viel tiefer
ist als es auf den ersten Blick erscheint. Dann geht es
darum, die Oberfläche loszulassen und in die Tiefe
dieses Augenblicks zu kommen.
Wir sind es aber alle gewohnt, uns genau
umgekehrt herum zu bewegen, genau in die andere Richtung.
Kleine Kinder können das noch, sie haben noch eine
Zugang zu ihrer Tiefe. Darum ist ihnen so schnell
langweilig und sie meckern und quängeln, wenn sie nichts
zu tun haben. Bereits in diesem sehr frühen
Kleinkindalter gewöhnen wir uns alle an, in den Kopf zu
wandern. Langeweile, Stille, Leere ist uns unerträglich
und muss gefüllt werden mit allerlei Tätigkeiten und
wenn man grade nichts zu tun hat, dann mit
Kopfkino.
Sobald der Mensch anfängt zu denken, baut er
geistige Strukturen auf, die zu Mustern werden. In meinen
Coachings geht es darum, sie zu erkennen und nach und
nach loszulassen, um in die Tiefe zu kommen. In der Tiefe
liegt die Wurzel der Angst. Wer sie ausreißt, ist die
Angst los, ohne dass sie wiederkommt. Wer nur an der
Oberfläche arbeitet, kann zwar die Angst verlieren, aber
in der Regel kommt sie irgendwann
wieder.